Opel tritt mit neuer Antriebsstrategie an

Von Guido Reinking

Opel richtet seine Antriebsstrategie neu aus. Nachdem sich die Stellantis-Marke von dem Ziel verabschiedet hat, ab 2028 nur noch Elektroautos anzubieten, will sie im Klein- und Kompaktsegment weiterhin auch Verbrenner verkaufen. „Vor dem Sommer haben wir grünes Licht für die Entwicklung des nächsten Corsa gegeben. Er wird optisch viel vom Konzept übernehmen, das wir auf der IAA gezeigt haben“, sagt Opel-Chef Florian Huettl.

Während der aktuelle Corsa noch auf einer Multi-Energy-Plattform basiert, die für Verbrenner optimiert ist, sollen neue Modelle anders entstehen: Sie werden für dem Elektroantrieb optimiert, lassen sich aber auch mit Verbrennungsmotor bauen. Beispiele sind die Opel-SUV Frontera und Grandland, die auf elektrischen Antrieb ausgelegt, aber ebenfalls mit Benzinmotoren erhältlich sind. „Das ist in puncto Effizienz ein Fortschritt gegenüber den ersten Multi-Energy-Plattformen“, so Huettl. Die Batterie werde künftig kompakt in einem Block verbaut – das erleichtere die Produktion. Wahrscheinlich wird auch der nächste Astra so entstehen. 2026 kommt zunächst ein Facelift auf den Markt. Erst danach fällt die Entscheidung für die Astra-Nachfolge.

„Mit dem Hybrid werden wir uns noch länger beschäftigen“

Opel will sich mehr Zeit für die Antriebswende nehmen, ohne das Ziel einer klimaneutralen Mobilität aufzugeben. „EU-Regulierung und unsere eigene Strategie basierten auf Annahmen, die sich nur teilweise erfüllt haben“, sagt Huettl. Die Prognose, dass Europa bereits 2028 reif für „Electric only“ sei, habe sich als unrealistisch erwiesen: „Die Nachfrage nach Elektroautos liegt bei 17 bis 18 Prozent, aber nicht bei den erwarteten 40 Prozent.“ Bei leichten Nutzfahrzeugen beträgt der Anteil sogar nur 9 statt der erforderlichen 19 Prozent.

Gleichzeitig gebe es positive Signale: Bei Opel übersteigt der Auftragseingang die Verkäufe von Elektro-Modellen, der E-Anteil steigt also weiter. Im August waren 21 Prozent der bestellten Opel elektrisch. Bei allen Stellantis-Marken zusammen war es sogar fast jeder vierte. Dennoch hält Huettl das EU-Ziel eines kompletten Verbrenner- Verbots ab 2035 für unrealistisch: „Wir glauben nicht, dass der gesamte Markt bis dahin rein elektrisch sein wird.“

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Mittelklasse-SUV C10 mit Range Extender an; 2025 folgt das Kompakt-SUV B10. Dabei erzeugt ein kleiner Verbrenner Strom, sobald die Batterie leer ist.

Ein Vorteil für Opel: In den Werken lassen sich Verbrenner- und Elektroautos auf derselben Linie fertigen. „Diese Flexibilität ist entscheidend“, so Huettl. Dennoch spürt Opel die schwache Nachfrage. Wie in anderen Stellantis-Fabriken in Europa ruht auch in Eisenach zeitweise die Produktion. „Zum Jahresende passen wir die Produktion der Nachfrage an“, beschwichtigt der Manager. Das sei normal.

Was jedoch nicht normal ist: „Europa ist der einzige große Markt, in dem wir noch immer 15 bis 20 Prozent unter Vorkrisenniveau liegen“, sagt Huettl. „Vor Corona lag das Volumen bei 18 Millionen Fahrzeugen, heute sind es 15 Millionen.“ Die schleppende Nachfrage nach E-Autos sei nur ein Teil des Problems. Schwer wiege auch die Überregulierung der EU, die vor allem Kleinwagen deutlich verteuere. Das sei für die Nachfrage nicht hilfreich:

„Die Kunden fahren dann weiter ihr altes Auto.“ Das meist mehr CO2 ausstößt, als die neuen Modelle. (aum)

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Florian Huettl

Opel-Chef

Guido Reinking

Guido Reinking

Chefredakteur