Die alte V8-Herrlichkeit ist wieder da

Jens Meiners berichtet aus den USA

Seit Donald Trump wieder in den USA regiert, stellen die Hersteller ihre Strategien auf den Kopf. Nach der Lockerung politischer Vorgaben orientieren sie sich wieder stärker am Kunden. Dabei schien das Schicksal des Verbrennungsmotors auch in den USA bereits besiegelt: Wie in Europa sollte er dem Elektroantrieb weichen. Die Biden-Regierung hatte drastische Strafzahlungen für große Motoren angekündigt, und die Förderprogramme für E-Autos wirkten grenzenlos. Doch mit Trumps Wahl hat sich der Kurs komplett gedreht. Die Elektro-Subventionen laufen in diesem Monat aus, und es deutet sich an, dass selbst die Flottenverbrauchsregeln künftig faktisch entfallen könnten, weil Überschreitungen nicht mehr geahndet werden sollen.

Mit Tradition gegen die Elektrostrategie?

Die Industrie reagiert. Die Fähigkeit, großvolumige Motoren zu entwickeln, hat man nie ganz aufgegeben, und vielerorts zeichnet sich eine fundamentale strategische Neuausrichtung ab. Beispiel Dodge: Noch im November 2024 verabschiedete man sich mit einer Sonderserie des SUV Durango vom „letzten 6,4-Liter-V8“. Jetzt die Kehrtwende: Für das kommende Modelljahr gibt es den Durango ausschließlich mit Hemi-V8-Motoren, der bisherige Einstiegs-Sechszylinder entfällt.

Auch der kultige Sportwagen Charger kommt ganz anders als geplant. Ursprünglich sollte er nur noch als Elektroauto angeboten werden; nach Protesten der Fans entschied sich Dodge jedoch, zusätzlich einen aufgeladenen Sechszylinder zu bringen. Nun geht man noch weiter: Auch der große Hemi-V8 wird wieder integriert – entsprechende Spekulationen kursierten bereits im November 2024. Im Gegenzug streicht Dodge das angekündigte elektrische Spitzenmodell Banshee ersatzlos. Kein Wunder: Die regulären Elektroversionen des Charger werden inzwischen mit bis zu 40 Prozent Rabatt verramscht.

Stellantis hat die vollelektrische Variante des Ram 1500 stillschweigend beerdigt. Und die zweite Generation des Ford F-150 Lightning, die eigentlich bereits dieses Jahr kommen sollte, ist auf unbestimmte Zeit verschoben – vor 2028 passiert nichts. Gleichzeitig verabschiedet sich Ford nicht nur von der bisherigen E-Strategie, sondern auch vom Downsizing. Nach Jahren als Vorreiter gibt es den F-150 wieder mit einem 5,0-Liter-V8.

Ford F 150 Paptor 5,0

Auch ausländische Hersteller stellen sich auf den Kurswechsel im zweitgrößten Automarkt der Welt ein. Genesis, die Nobelmarke von Hyundai, prüft die Rückkehr des V8. Der ursprünglich als Elektroauto geplante SUV GV90 (basierend auf der Studie Neolun) soll zumindest mit Range Extender kommen, der die Batterie kontinuierlich lädt. Porsche verlängert nicht nur die Laufzeit des klassisch angetriebenen Cayenne und bringt einen neuen Macan mit Verbrennungsmotor, sondern stellt auch das über dem Cayenne angesiedelte Top-SUV komplett um.

Das Spitzenmodell von Porsche, ursprünglich als E-Auto für den US-Markt gedacht, kommt nun als Verbrenner und Plug-in-Hybrid. Eine Elektroversion ist wohl nicht einmal als Option vorgesehen. Und auch Lamborghinis 2+2-Sitzer Lanzador wird nicht mehr als Elektroauto kommen, sondern als Plug-in-Hybrid – mit Verbrennerherz und wohl acht Zylindern.

Offen bleibt, ob die Hersteller im Massenmarkt nachziehen. Großvolumige Saugmotoren sind nicht nur günstiger und weniger anfällig als hochgezüchtete Downsizing-Aggregate – sie überzeugen oft auch mit überraschend niedrigen Realverbräuchen. Viel spricht dafür, die Planungen auch in den günstigeren Segmenten zu überdenken.